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IS-Lager im Visier: Welche Strategie fahren die USA in Nigeria?

Mit Angriffen auf mutmaßliche IS-Lager im Nordwesten Nigerias wollen die USA ein Zeichen setzen. US-Präsident Trump spricht vom Schutz verfolgter Christen - doch ein Militärexperte sieht die Aktion skeptisch.
Laut US-amerikanischen Medien feuerte ein US-Marineschiff mehr als ein Dutzend Marschflugkörper vom Typ Tomahawk ab. Wie ein Pentagon-Vertreter sagte, habe man zwei Lager der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) im Nordwesten von Nigeria im Visier gehabt. Zum Schaden machten weder die USA noch Nigeria detaillierte Angaben.
"Taktisch macht das viel aus, strategisch vielleicht weniger", schätzt Cedric Leighton, US-Luftwaffenoffizier im Ruhestand, im Sender CNN den Angriff ein. "Da brauchen wir erst noch die Bewertung durch das Militär." US-Regierungen - vor allem die derzeitige - setzten gerne Tomahawks ein, weil sie taktisch sehr nützlich sind, sagt Leighton. "Aber wenn sie nicht Teil einer größer angelegten Militäroperation sind, dürfte ihr strategischer Nutzen nur begrenzt sein."
US-Präsident Donald Trump erklärte, man habe den "terroristischen Abschaum" des IS im Visier gehabt. Die Terroristen hätten vor allem Christen getötet, in einem Ausmaß, das man seit Jahrhunderten nicht gesehen habe.
"Betrachten es als einmalige Angelegenheit"
Aus Sicht von Ex-Offizier Leighton ist der Sinn der Zielauswahl fraglich. "Wir greifen da ein Ziel im Nordwesten von Nigeria an", führt er aus. "Die meisten Angriffe auf Muslime und Christen gleichermaßen passieren aber im Nordosten, meistens verübt von Boko Haram, einer großen Terrororganisation."
Und das sei ein Teil des Problems, sagt Leighton. "Wir begreifen das nicht als eine Sache, die die gesamte Region betrifft, sondern wir betrachten (unsere Attacke) als eine einmalige Angelegenheit. Aber dabei ist nichts hier eine einmalige Angelegenheit."
Ende Oktober hatte Trump erstmals gewarnt, die Christen in Nigeria stünden vor einer "existenziellen Bedrohung". Später sagte der Präsident, man könne "mit gezogenen Waffen" einmarschieren. Und er wies das Pentagon an, Maßnahmen zum Schutz der Christen vorzubereiten. Seit Ende November fliegen die USA Aufklärungsflüge über Nigeria. Kriegsminister Pete Hegseth kündigte gestern Abend weitere Angriffe an.
Nigeria dankt den USA - und widerspricht leise
Unter großem Druck durch die USA stehend, stellte Nigeria den Militäreinsatz als eine gemeinsame Aktion der beiden Länder dar. Laut dem Außenministerium handelte es sich um "Präzisionsschläge" gegen "terroristische Ziele".
Ausdrücklich ordnete die nigerianische Regierung den Angriff nicht als Militäreinsatz zum Schutz von Christen ein. "Das ist kein Problem von Nigeria, und es ist kein Problem zwischen Christen und Muslimen", erklärte Außenminister Yusuf Tuggar bei CNN. "Sondern es ist ein regionales Problem. Wir aber lassen all das beiseite. Wir erkennen an, dass wir die Unterstützung anderer Länder brauchen."
Die Regierung von Nigeria hat die Darstellung, dass Christen in dem Land verfolgt würden, stets zurückgewiesen. Vielmehr würden Konflikte um Ressourcen bewusst verzerrt dargestellt, um sie in das Narrativ religiöser Verfolgung einzufügen. Gleichzeitig versprach Nigeria unter dem Eindruck von Trumps Drohungen, beim Kampf gegen militante Gruppen mit den USA zusammenzuarbeiten.
Vor geplantem Treffen mit Trump: Selenskyj stimmt sich mit Verbündeten ab

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat sich vor seiner geplanten USA-Reise mit Verbündeten beraten - darunter Kanzler Merz und NATO-Generalsekretär Rutte. Anschließend betonte er, Europa müsse weiter an einem Strang ziehen.
Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat vor dem geplanten Treffen mit US-Präsident Donald Trump das weitere Vorgehen mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte, Bundeskanzler Friedrich Merz und weiteren europäischen Spitzenpolitikern besprochen.
"Wir stimmen unsere Positionen ab, und alle in Europa müssen an einem Strang ziehen, um unsere europäische Lebensweise, die Unabhängigkeit unserer Staaten und den Frieden in Europa zu verteidigen. Es muss Frieden geben", schrieb Selenskyj auf der Plattform X.
Dank für "unerschütterliche" Unterstützung
Er habe den Bundeskanzler über die Arbeit Kiews mit den US-Gesandten informiert, schrieb Selenskyj. "Wir alle erinnern uns an das Format des Berliner Treffens und die dort erzielten Ergebnisse. Genau so werden wir weiterarbeiten. Wir haben vereinbart, weiterhin gemeinsam mit den Europäern zu handeln".
Selenskyi dankte Deutschland "für seine unerschütterliche" und konkrete Unterstützung. "Dank unserer Zusammenarbeit mit Deutschland konnten bereits Tausende Menschenleben in der Ukraine vor russischen Angriffen gerettet werden, und wir halten unsere Verteidigungspositionen aufrecht, um die Stärke unserer diplomatischen Positionen zu gewährleisten. Friedrich, vielen Dank!"
Merz antworte auf X mit den Worten: "Wir stehen unerschütterlich an Ihrer Seite. Ein starkes, koordiniertes Vorgehen Europas ist nach wie vor unverzichtbar für Frieden, Freiheit und Sicherheit." Die "Berliner Gruppe" sei bereit zu helfen - in enger Abstimmung mit den US-Partnern.
Selenskyj möchte Referendum über Friedensplan
Selenskyj will nach eigenen Angaben Trump noch an diesem Wochenende in Florida treffen, um mit ihm letzte Hand an einen möglichen Friedensplan für die Ukraine zu legen. Bei dem Gespräch würden "sensible" Themen wie der Streit um die Region Donbass oder die Zukunft des Atomkraftwerks Saporischschja zur Sprache kommen. Außerdem werde es um mögliche bilaterale Abkommen zwischen Washington und Kiew etwa zu Sicherheitsgarantien gehen.
Selenskyj kündigte gegenüber dem Portal Axios zudem an, in einem Referendum über den mit Trump ausgehandelten Friedensplan abstimmen zu lassen, falls Russland einem Waffenstillstand zustimmt. Der US-Präsident erklärte gegenüber Politico im Vorfeld des Treffens, der ukrainische Präsident habe "nichts vorzulegen, bis ich es abgesegnet habe". Der republikanische Präsident zeigte sich zuversichtlich, ein produktives Treffen zu führen.
Rutte gegen autonome EU-Verteidigung: USA stehen "voll und ganz zur NATO"

Kann sich die Europäische Union in Verteidigungsfragen noch auf die USA verlassen? Einige Politiker haben Zweifel und fordern mehr Unabhängigkeit. NATO-Generalsekretär hält dies für unnötig und lobt US-Präsident Trump.
NATO-Generalsekretär Mark Rutte hält es trotz des aktuellen Kurses der Regierung von US-Präsident Donald Trump nicht für nötig, dass sich die EU in Verteidigungsfragen völlig unabhängig von den Vereinigten Staaten macht.
Die USA erwarteten, dass Europa mehr Verantwortung übernehme und mehr Geld für Verteidigung ausgebe, sagte Rutte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Letztlich gehe es aber darum, dies an der Seite der USA zu tun. Diese stünden voll und ganz zur NATO und blieben im Bündnis und in Europa.
Rutte antwortete mit diesen Worten auf die Frage, ob er die Sicht des CSU-Spitzenpolitikers Manfred Weber auf die aktuelle Lage teile. Der Vorsitzende der europäischen Parteienfamilie EVP hatte jüngst den Ausbau der EU zu einer europäischen NATO gefordert und dies damit begründet, dass man sich auf die USA nicht mehr uneingeschränkt verlassen könne.
Rutte lobt Trump
Rutte sagte nun, er schätze Weber sehr. Bei diesem Thema habe er allerdings eine etwas andere Sicht. "Ich bin absolut überzeugt, dass die USA voll und ganz zur NATO stehen. Daran gibt es keinen Zweifel", erklärte er.
Der frühere niederländische Regierungschef verwies dabei auch auf den NATO-Gipfel im Sommer in Den Haag, bei dem sich alle Alliierten verpflichtet hatten, ihre verteidigungsrelevanten Ausgaben bis 2035 auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. "Ich glaube, das ist bis heute einer der größten außenpolitischen Erfolge von Präsident Trump", sagte er.
Zudem wies Rutte darauf hin, dass die NATO nicht nur aus den USA und EU-Staaten bestehe. "Wenn es um Europa und die NATO geht, dann ist das mehr als die EU", sagte er. Die EU sei sehr wichtig. Aber wenn man auf das gesamte Bruttoinlandsprodukt schaue, stünden die 23 EU-Mitglieder innerhalb der NATO nur für etwa ein Viertel der gesamten NATO-Wirtschaftsleistung. "75 Prozent liegen weiterhin außerhalb der EU", sagte Rutte und verwies auf NATO-Mitglieder wie Großbritannien, Norwegen, Kanada und auch die USA.
Weber für mehr Autonomie bei Verteidigung
Manfred Weber, der mit der EVP-Fraktion die größte Gruppe im EU-Parlament führt, wirbt bereits seit einigen Jahren für deutlich mehr Autonomie in Verteidigungsfragen und fordert dabei auch den Aufbau einer europäischen Armee.
Bestätigt sah er sich zuletzt unter anderem durch die Veröffentlichung der neuen US-Sicherheitsstrategie und die Unterstützung der USA für russische Positionen im Ringen um ein Ende des Ukraine-Kriegs. In der Sicherheitsstrategie wird zwar nicht die US-Mitgliedschaft in der NATO infrage gestellt. Zugleich heißt es aber in dem Dokument zum Beispiel, die Zeiten, in denen die Vereinigten Staaten "wie Atlas die gesamte Weltordnung gestützt" hätten, seien vorbei. Es gelte "America First" - die USA zuerst.
Bundesaußenminister Wadephul: Keine Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Deutschland wird sich vorerst nicht an einer internationalen Stabilisierungstruppe im Gazastreifen beteiligen, sagt Außenminister Wadephul. Eine solche Mission müsse im Ernstfall auch militärisch Sicherheit durchsetzen.
Deutschland wird sich nach Angaben von Bundesaußenminister Johann Wadephul absehbar nicht an einer internationalen Stabilisierungstruppe (ISF) zur Umsetzung des Gaza-Friedensplans beteiligen. Eine solche Truppe sei nicht allein eine Vermittlungstruppe, "sondern muss im Zweifel auch ganz konkret Sicherheit herstellen", sagte der CDU-Politiker rund zweieinhalb Monate nach Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen der Nachrichtenagentur dpa.
"Dass deutsche Soldatinnen und Soldaten dies in genau dieser Region tun, können sich viele nicht vorstellen", fügte er hinzu. "An den Stabilisierungskräften werden wir uns absehbar nicht beteiligen", sagte Wadephul und ergänzte auf die Frage, ob dies auch für Ausbildung und Organisation gelte: "Zum jetzigen Zeitpunkt erwartet keiner von uns eine Beteiligung bei der internationalen Stabilisierungsmission." Deutschland sei bereit, konstruktiv an den Strukturen mitzuwirken, die in der Resolution des UN-Sicherheitsrats enthalten sind, wie etwa einem Friedensrat. Eine offizielle Einladung zur Mitarbeit in dem Rat habe Berlin allerdings bisher nicht erhalten.
Die anstehende zweite Phase des 20-Punkte-Friedensplans von US-Präsident Donald Trump sieht eine Entwaffnung der Hamas und die Einsetzung einer internationalen Stabilisierungstruppe vor. Die Terrororganisation lehnt es jedoch strikt ab, ihre Waffen niederzulegen.
Deutschland will zentrale Rolle beim Wiederaufbau spielen
Es hätten erste Konsultationen potenzieller Truppensteller stattgefunden, nun brauche es noch einen politischen Rahmen und darin eine Sicherheitsarchitektur, die durch die Stabilisierungskräfte und palästinensische Sicherheitskräfte gewährt werde. "Es wäre wichtig, mit all dem sehr bald beginnen zu können", forderte Wadephul. Er warnte: Es dürfe nicht dazu kommen, dass sich die derzeitige Teilung Gazas in einen von der israelischen Armee kontrollierten Teil und einen zunehmend wieder von der Hamas kontrollierten Teil dauerhaft verfestige.
Er sei dafür, "dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen", sagte Wadephul. Deutschland habe ein besonderes Verhältnis und eine besondere Verantwortung für den Staat Israel, fügte er angesichts der Schoa hinzu - der Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden durch die Nationalsozialisten. Die Bundesregierung leiste im Gazastreifen umfangreiche humanitäre Hilfe und habe angekündigt, eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau spielen zu wollen.
Geduld bei Umsetzung des Friedensplans
Wadephul warb um Geduld bei der Umsetzung des Friedensplans. "Auch wenn man wünscht, dass das morgen zu Ende ist, müssen wir uns darauf einstellen, dass das ein langwieriger Prozess bleibt." Die Hamas sei nach wie vor politisch wie militärisch aktiv und erhole sich vielleicht sogar. "Aktuell sind wir noch ein wirklich ganzes Stück davon entfernt, dass ein Wiederaufbauprozess im Gazastreifen beginnen kann."
Dennoch hoffe er, dass die von Ägypten zusammen mit Deutschland und anderen Staaten geplante internationale Wiederaufbaukonferenz Anfang des Jahres stattfinden könne, sagte Wadephul. Auch Deutschland sei bereit, hier zu unterstützen. "Aber natürlich erwarten wir insbesondere von den benachbarten Staaten aus der Golfregion, von denen einige ja über entsprechende finanzielle Ressourcen verfügen, dass sie sich engagieren."
Es gelange derzeit vermehrt humanitäre Hilfe in den Gazastreifen - "aber noch nicht ausreichend", bemängelte der Minister. Es seien mehr Grenzübergänge geöffnet und der Zugang von Jordanien aus sei klar verbessert worden. Insgesamt sei die Situation aber nicht zufriedenstellend. So bräuchten die auch von Deutschland geförderten international anerkannten Hilfsorganisationen dringend Zugang.
Kritik an israelischen Siedlungsplänen für Westjordanland
Wadephul kritisierte die Ankündigung der israelischen Regierung, 19 neue Siedlungen im Westjordanland genehmigen zu wollen. Die Bundesregierung lehne die Anerkennung weiterer Siedlungsaußenposten ab. Langfristig sei Israel und dessen Sicherheit am besten durch eine Zweistaatenlösung geholfen. Der Siedlungsausbau drohe diese Perspektive unmöglich zu machen, warnte er.
Organisierte Kriminalität: Richter beklagen fehlende Mittel gegen Geldwäsche

Zu wenig Staatsanwälte, zu viele offene Verfahren: Der Deutsche Richterbund beklagt den mangelnden Einsatz der Bundesländer gegen Geldwäsche. Jährlich werde in Deutschland die Herkunft von rund 100 Milliarden Euro verschleiert.
Der Deutsche Richterbund wirft den Bundesländern vor, der organisierten Kriminalität das Geschäft zu erleichtern. "Die Landesregierungen lassen viele Milliarden Euro für den Staat liegen, weil sie zu einseitig auf die Personalkosten der Strafverfolgung fixiert sind", sagte Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
"Dabei würde jeder zusätzliche Euro, der in mehr Ermittler zur besseren Bekämpfung von Finanz- und Wirtschaftskriminalität fließt, am Ende mehrfach in die Staatskasse zurückfließen." Rebehn bezifferte das Volumen der Geldwäsche in Deutschland auf rund 100 Milliarden Euro pro Jahr.
Zu wenig Staatsanwälte, fehlende Ressourcen
"Es spielt der organisierten Kriminalität in die Hände, dass bundesweit inzwischen 2.000 Staatsanwälte fehlen, sich eine Million offene Verfahren bei den Ermittlern stapeln und gerade komplexe Fälle wegen fehlender Ressourcen häufig nicht ausermittelt werden können", so Rebehn.
Drogenbanden, Menschenhändler, Wirtschafts- und Finanzkriminelle hätten es in Deutschland zu leicht, weil sie es vielfach auch mit technisch schlecht ausgestatteten Strafverfolgungsbehörden zu tun hätten.
Der Bund hatte im Sommer zugesagt, den Ländern rund eine halbe Milliarde Euro in den nächsten vier Jahren für die Schaffung zusätzlicher Stellen in der Justiz bereitzustellen. Weil es aber noch Unstimmigkeiten bei der Finanzierung gibt, wurde das Thema bei der Ministerpräsidentenkonferenz unlängst von der Tagesordnung genommen.
Wirtschaftslage: Frei offen für Überarbeitung des Koalitionsvertrags

Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage fordert Kanzleramtschef Frei mehr Flexibilität. Dem RND gegenüber zeigte er sich offen für eine Überarbeitung des Koalitionsvertrags.
Kanzleramtschef Thorsten Frei wirbt angesichts der schwierigen Wirtschaftslage dafür, sich nicht eng nur am Koalitionsvertrag zu halten.
Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte der CDU-Politiker auf die Frage, ob Schwarz-Rot den Vertrag nicht neu schreiben müsste, einige Rahmenbedingungen habe die Koalition bereits auf den Weg gebracht.
Er fügte hinzu: "Generell gilt aber aus meiner Sicht: Eine Koalition muss die Kraft haben, sich neuen Herausforderungen zu stellen, die man zu Beginn noch nicht absehen konnte." Die Ampel-Regierung von SPD, Grünen und FDP habe an ihrem Koalitionsvertrag trotz des russischen Überfalls auf die Ukraine "stoisch festgehalten", betonte Frei.
"Flexibler handeln"
Er mahnte: "Wir sollten daraus lernen und flexibler handeln. Möglicherweise heißt das auch, bei der schwierigen Wirtschaftslage verstärkt gegenzusteuern."
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Peter Leibinger, hatte vor Weihnachten erklärt, die deutsche Wirtschaft sei "im freien Fall" und von der "schwersten Krise in der Geschichte der Bundesrepublik" gesprochen.
Syrien: Tote nach Anschlag auf Moschee in Homs

In einer alawitischen Moschee in der syrischen Stadt Homs sind während des Freitagsgebets mehrere Menschen bei einer Explosion getötet und verletzt worden. Wer die Bombe gelegt hat, ist noch unklar.
Bei einer Explosion in einer Moschee der alawitischen Minderheit in der syrischen Stadt Homs sind mindestens acht Menschen getötet und mehr als 20 verletzt worden. Das sagte ein Vertreter des Gesundheitsministeriums der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana.
Die Stadtverwaltung in Homs teilte mit, ein Sprengsatz sei in der Imam-Ali-bin-Abi-Talib-Moschee während des gut besuchten Freitagsgebets detoniert. Die Bombe sei in einer Ecke der Moschee platziert worden, in der sich viele Gläubige aufgehalten haben sollen. Die Sicherheitskräfte hätten das Gebiet abgeriegelt. Zu dem Anschlag bekannt hat sich noch niemand.
Immer wieder konfessionelle Gewalt
Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad, einem Alawiten, im vergangenen Jahr wird Syrien von konfessioneller Gewalt erschüttert. Die jetzige Übergangsregierung wird von Mitgliedern der sunnitischen Mehrheit geführt.
Anfang des Monats wurden in Zentralsyrien zwei US-Soldaten und ein ziviler Dolmetscher bei einem Angriff getötet. Die Behörden machten ein mutmaßliches Mitglied der sunnitischen Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) dafür verantwortlich. Die USA starteten daraufhin einen Vergeltungsschlag.
Südkorea: Zehn Jahre Haft für Ex-Präsident Yoon beantragt

Vor gut einem Jahr hatte der damalige Staatschef Yoon in Südkorea das Kriegsrecht verhängt und das Land in eine tiefe Krise gestürzt. Das Parlament setzte ihn ab - nun fordert die Staatsanwaltschaft eine lange Haft.
Die Staatsanwaltschaft in Südkorea hat in einem von mehreren Verfahren eine zehnjährige Haftstrafe für den abgesetzten Präsidenten Yoon Suk Yeol beantragt. Dem ehemaligen Staatschef wird unter anderem Behinderung der Justiz vorgeworfen. Ein Urteil soll laut der Nachrichtenagentur Yonhap im kommenden Monat fallen.
Yoon wird unter anderem zur Last gelegt, sich seiner Festnahme widersetzt zu haben, nachdem sein Versuch, das Kriegsrecht zu verhängen, vor gut einem Jahr gescheitert war. Er selbst weist alle Anschuldigungen zurück - seine Anwälte argumentieren, der Haftbefehl sei ungültig und rechtswidrig gewesen.
Kriegsrecht nach Haushaltsstreit
Yoon hatte Anfang Dezember 2024 wegen eines Haushaltsstreits überraschend das Kriegsrecht ausgerufen und Südkorea damit in eine tiefe Krise gestürzt. Das Parlament stimmte daraufhin für seine Absetzung. Bei der vorgezogenen Wahl im Juni gewann der bisherige Oppositionschef Lee Jae Myung.
Das aktuelle Verfahren ist eines von mehreren gegen Yoon. Angeklagt ist er außerdem unter anderem wegen Wahlbetrug, Amtsmissbrauch und Aufruhr - eine Verurteilung im letzteren Fall könnte theoretisch sogar mit der Todesstrafe geahndet werden.
Laut den Emittlungen soll Yoon auch versucht haben, einen militärischen Konflikt mit Nordkorea zu provozieren, um das von ihm verhängte Kriegsrecht zu rechtfertigen. Dabei soll er unter anderem Drohnenflüge über Nordkorea angeordnet haben.
Heiliges Jahr geht zu Ende: Erste Heilige Pforte in Rom geschlossen

Das Heilige Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu. Als äußeres Zeichen werden nach und nach die Heiligen Pforten der vier Papstbasiliken geschlossen. Den Anfang machte die Pforte in Santa Maria Maggiore.
In Rom ist die Heilige Pforte in Santa Maria Maggiore, äußeres Zeichen des Heiligen Jahres der katholischen Kirche, geschlossen worden. Zu Beginn der Feier betete Kardinal Rolandas Makrickas, Erzpriester der größten Marienkirche Roms, vor dem linken Portal und zog es dann schweigend zu.
Durch die Heilige Pforte der Basilika im römischen Zentrum kamen im zurückliegenden Jahr mehr als 20 Millionen Pilger - viele von ihnen auch, um das Grab des am Ostermontag gestorbenen Papstes Franziskus zu sehen.
Heilige Pforten werden nur alle 25 Jahre geöffnet
Die sogenannten Heiligen Pforten, die großen Portale an den vier römischen Papstbasiliken, sind in normalen Jahren dauerhaft verschlossen. Geöffnet werden sie nur in Heiligen Jahren, also in der Regel alle 25 Jahre. Die Durchquerung einer Heiligen Pforte ist nach katholischer Lehre, in Verbindung mit einer Beichte und anderen Auflagen, Vorbedingung für einen Nachlass der sogenannten zeitlichen Sündenstrafen.
Die nächste Schließung einer Heiligen Pforte ist für Samstag , den 27. Dezember an der Bischofskirche des Papstes, der Lateranbasilika, vorgesehen. Den Gottesdienst leitet der Kardinalvikar des Papstes für das Bistum Rom, Baldassare Reina. Am Sonntag, den 28. Dezember, schließt dann Kardinal James Harvey als zuständiger Erzpriester die Heilige Pforte von Sankt Paul vor den Mauern im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes. Die zweitgrößte Kirche Roms steht an der Stelle, an der laut Überlieferung der Apostel Paulus begraben wurde.
Am 6. Januar endet das Heilige Jahr
Die bekannteste und meist besuchte Heilige Pforte, die am Petersdom, bleibt dann noch mehr als eine Woche tagsüber für Pilger geöffnet. Am Ende werden nach Schätzungen der Veranstalter im Laufe von 54 Wochen deutlich mehr als die vorausgesagten 32 Millionen Menschen hindurchgegangen sein; diese Zahl war laut Vatikan bereits Mitte Dezember erreicht worden.
Der verstorbene Papst Franziskus hatte die Heilige Pforte am Petersdom am 24. Dezember 2024 feierlich geöffnet. Sein Nachfolger Leo XIV. leitet am Dienstag, 6. Januar, persönlich die Zeremonie mit der feierlichen Schließung der beiden Bronzeflügel. Sie beginnt um 9.30 Uhr im Rahmen eines großen Papstgottesdienstes aus Anlass des kirchlichen Hochfestes Erscheinung des Herrn, das in Deutschland auch als Dreikönigstag bezeichnet wird. Mit diesem symbolischen Akt endet das Heilige Jahr 2025.
Bayern: Eisbachwelle zurück - aber wohl nicht auf Dauer

Sie ist wieder da - die Surfwelle auf dem Münchner Eisbach. In einer nächtlichen Aktion ist sie wieder aufgebaut worden. Zuvor hatte der Surf Club München die "unerfüllbaren Auflagen" der Stadt kritisiert.
Seit dem ersten Weihnachtsfeiertag ist die Eisbachwelle in München provisorisch wieder surfbar. Statt weißem Schaum hat sich wieder eine teils grüne Welle aufgebaut, auf der am Donnerstag einzelne Surfer in schwarzem Neoprenanzug Drehungen vollführten.
An der Brücke vor der Eisbachwelle hängt ein weißes Banner mit der Aufschrift "Just Watch – Merry X-Mas". Wiederbelebt wurde die Welle wohl durch den Einbau eines Brettes, dass an Ketten hängt und nun unter Wasser als Rampe dient. Wer die Vorrichtung eingebaut hat, ist nicht bekannt. Das Referat für Klima- und Umweltschutz teilte auf BR-Anfrage mit, dass die „offensichtlich vorgenommenen Einbauten gemäß der geltenden Allgemeinverfügung widerrechtlich" seien. Allzu lang wird die aktuelle provisorische Surfwelle demnach wohl nicht bestehen können. Münchner Surfer hatten zuvor kritisiert, dass die Behörden "unerfüllbare Auflagen" für die dauerhafte Wiederherstellung der Eisbachwelle geschaffen hätten.
Surfer: Welle nicht ideal, aber surfbar
Einer der ersten Surfer auf der Welle am ersten Weihnachtsfeiertag war der 19-jährge Valentin. "Die Welle ist wieder da, aber sie ist leicht verändert", so der Surfer. Sie sei nicht so ideal, wie sie früher war, da die Welle am linken und rechten Rand mit Weißwasser gebrochen sei. Deshalb sei die Welle gerade noch schwierig zu surfen, sagte Valentin nach ersten Versuchen. Am ersten Weihnachtsfeiertag hätten sich bislang nur wenige Surfer auf die Welle gewagt, da die Bedingungen schwierig waren, so der Schüler. Zum Beispiel sei das rechte Bachufer, von dem die Surfer starten, überfroren gewesen.
Surf Club: Stadt verhindert Welle durch Auflagen
Für einen sogenannten wasserrechtlichen Versuch, etwa eine Rampe im Eisbach, hatte der Surf Club München gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Surfen (IGSM) und Privatpersonen einen Antrag beim städtischen Klima- und Umweltschutzreferat gestellt. Zuletzt wurde aber bekannt, dass die Antragsteller das Verfahren abbrechen, wie der Surf Club München am Donnerstag in einer Presseerklärung mitteilte.
Grund dafür sei "nicht mangelnde Kooperationsbereitschaft, sondern eine behördliche Auflagenpraxis, die faktisch auf Verhinderung angelegt ist", so der Surf Club. Der wasserrechtliche Versuch würde mit ungewöhnlich hohen Auflagen überzogen werden. Dazu gehören würden eine vollständige Haftungsabwälzung, permanente Bereitschaften, technische Nachweise auf dem Niveau von Brücken- oder Staubauwerkerrichtungen, Bauzäune und ein Surfverbot trotz Welle während des Versuchs.
Umweltschutzreferat: Erst Unterlagen prüfen
Ob und wann es mit dem ganz offiziellen Wiederbelebungsversuch der Welle weitergeht, vor allem nach dem abgebrochenen Antrag, ist ungewiss, so das Klima- und Umweltschutzreferat. Denn die Genehmigung der Rampenkonstruktion für den Hauptversuchs sei komplex. Eine Sprecherin des Referats teilte auf BR24-Nachfrage mit, dass die Unterlagen für den wasserrechtlichen Versuch erst von allen Beteiligten auf Vollständigkeit geprüft werden müssen. Diese Entscheidung sei vielschichtig, weil mehrere Fachdienststellen, zum Beispiel das Baureferat, der Denkmalschutz, das Wasserwirtschaftsamt oder Fischereiberechtigte miteinbezogen werden müssen. Außerdem hätten die Antragsteller aus der Surfcommunity bislang nicht die nötigen Unterlagen, etwa zu statischen Nachweisen und eine Haftpflichtversicherung, eingereicht. Das hat das Klima- und Umweltschutzreferat, die sich um den Antrag kümmern, dem BR mitgeteilt. "Die geforderten Auflagen waren den Antragstellern von Anfang an offen kommuniziert und entsprechen einem Standard, der in solchen Verfahren üblich und insbesondere aus Sicherheitsgründen erforderlich ist", so das Umweltschutz-Referat.
Surf Club: Debatte ist nun politisch
Die Stadt sagt also es geht um Sicherheit, die Surfer nennen es eine Blockade. Der Surf Club München zieht daraus folgenden Schluss: "Formal wird eine Genehmigung nicht ausgeschlossen. Faktisch wird sie unmöglich gemacht. Das ist politisch bequem, aber demokratisch problematisch." Der Surf Club sieht die Verantwortung bei der Verwaltung. Diese würde auf maximale Absicherung statt auf verantwortbare Ermöglichung setzten. "Die Debatte ist damit nicht beendet. Sie wird jetzt politisch", schreiben die Surfer.
Eisbachwelle nach Bachauskehr verschwunden
Die Welle ist seit der "Bachauskehr" im Oktober verschwunden. Bei einem sogenannten Vorversuch war es Strömungsexperten der Hochschule München dann gelungen, sie mit Holzbrettern zurückzubringen. Nach der Entfernung der Bretter brach sie allerdings wieder zusammen.
Danach hieß es, dass für den Einbau einer dreiteiligen Rampe etwa drei Monate nötig seien. Dann könne sich stromabwärts eine langsam rotierende Walze bilden, in der sich Kies ablagern könne. Zusätzlich soll Kies in das Bachbett geschüttet werden.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Quelle: BR24 Radio
26.12.2025 - 13:30 Uhr
Regional
Baden-Württemberg: Lotto-Jackpot geknackt - Frau aus dem Kreis Ludwigsburg gewinnt 38 Millionen Euro

Jackpot an Heiligabend geknackt: Das ist einer Lotto-Spielerin aus Baden-Württemberg geglückt, die sich jetzt über eine Menge Geld freuen kann.
Es ist der höchste Gewinn, der in diesem Jahr in Baden-Württemberg beim Lotterieklassiker erzielt wurde: Mit 6 aus 49 Richtigen hat eine glückliche Tipperin aus dem Kreis Ludwigsburg den Lotto-Jackpot geknackt und fast 38 Millionen Euro gewonnen.
Millionen-Gewinn nach Lotto-Ziehung an Heiligabend
Wie Lotto Baden-Württemberg mitteilte, setzte die Frau mit einem für mehrere Wochen gültigen Spielschein richtig auf die Zahlen 7, 8, 25, 32, 37 und 39 sowie die Superzahl 8. So gewann sie bei der Ziehung an Heiligabend mehr als 37,9 Millionen. Die Wahrscheinlichkeit, den 6-aus-49-Jackpot zu knacken, liegt bei ungefähr 1:140 Millionen.
Deutschlandweit landete die Spielerin aus dem Kreis Ludwigsburg den einzigen Volltreffer bei der Ziehung an Heiligabend. Wer sie ist, ist Lotto Baden-Württemberg bereits bekannt - sie hatte in der Annahmestelle mit Kundenkarte gespielt. Über den Gewinn wird sie daher auch automatisch informiert.
Berlin: Wie der Plan eines Mannes das Stadtbild Berlins bis heute prägt

James Hobrecht entwickelte Anfang der 1860er einen Plan für das wachsende Berlin: Mit Straßen, Plätzen - und Konsequenzen für heutige Altbauten.
- James Hobrecht entwickelte ab 1859 einen Bebauungsplan für große Teile des heutigen Berlins
- in erster Linie für Straßen, Plätze und Parks
- aber im Zusammenspiel mit anderen Gesetzen führte dieser Plan zu der Altbau-Struktur, wie wir sie bis heute kennen
Viel zu wenig Wohnungen, eine immer größere Enge auf den Straßen und mangelhafte Hygiene - das klingt für manche vielleicht nach dem Berlin der Gegenwart. Aber tatsächlich plagten diese Probleme die Stadt schon Mitte des 19. Jahrhunderts - in einem Umfang, den wir uns heute wohl kaum vorstellen können.
Lebten im Jahr 1800 gerade einmal um die 172.000 Menschen in der Stadt, waren es 1861 mit 525.000 schon mehr als dreimal so viele. Eine Kanalisation gab es damals noch nicht. Und Berlin war deutlich kleiner als jetzt: Große Teile des heutigen Schönebergs, Charlottenburgs oder Neuköllns lagen außerhalb der Stadtgrenzen, fast alles dort war noch unbebaut. Was also tun gegen die vielen Probleme auf so wenig Raum?
Das schwarze Schaf der Familie
Der Staat Preußen wollte einen Plan für das Wachsen seiner Haupstadt. Und die Arbeit an diesem Plan startete mit einem Zufall. Nur weil ein Kollege, der den Job eigentlich machen sollte, krank war, wurde 1859 James Hobrecht "Commissarius zur Ausarbeitung der Bebauungspläne für die Umgebungen Berlins".
Der am 31. Dezember 1825 geborene Hobrecht stammte nicht aus schlechtem Hause - sein Vater war Gutsbesitzer und später Königlicher Ökonomierat, seine Brüder Politiker und Dichter. James dagegen galt zunächst wohl eher als das schwarze Schaf der Familie: Er brach die Schule ab, um eine Vermesser-Ausbildung zu starten, studierte dann später zwar noch, wechselte allerdings mehrmals die Fachrichtung.
Ein Plan für das Wachstum
1859 dann also mehr oder weniger zufällig der neue Job als "Commissarius". Als solcher entwarf Hobrecht einen Bebauungsplan mit einem Netz von großzügigen Straßen, Parks und Plätzen - und zwischen ihnen Blöcke, die bebaut werden konnten.
Er träumte davon, dass in diesen Blöcken unterschiedlichste Menschen ganz nah beieinander leben: Studienräte und Arbeiter im selben Haus. Hobrecht wollte "gemütliche Beziehungen zwischen den gleichgearteten und wenn auch noch so verschieden situierten Bewohnern", schrieb er 1868. Auch grüne Innenhöfe und Gärten direkt an den Häusern schwebten ihm vor - auf einer seiner Zeichnungen ist inmitten von Grün sogar eine kleine Fontäne zu sehen.
"Keine Prestige-Projekte"
Doch für die genaue Bebauung der Blöcke - wie sie genutzt werden sollten oder wie dicht sie sein durften - machten Hochrechts Plan und auch andere Gesetze damals so gut wie keine Vorgaben. Und wenn es doch mal welche gab, hatten die eher technische Gründe als das Bestreben, eine menschenfreundliche Umgebung zu schaffen. So durften Innenhöfe aus Brandschutzgründen nicht kleiner als 5,34 Meter mal 5,34 Meter sein - am Boden gibt es dann höchstens an ein paar Tagen im Sommer mal direktes Sonnenlicht.
Die laschen Gesetze nutzten Immobilienspekulanten und Bauherren aus: Sie bauten so eng und dicht wie nur möglich. Viele Wohnungen waren dunkel, genauso wie die Innenhöfe - und die waren oft zugepflastert, ohne Grün oder gar Fontänen. "Das waren keine Prestige-Projekte", erklärt Dr. Judith Keller. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Geographischen Institut der Humboldt-Universität forscht vor allem zu Geographien des Wohnens und städtischen Mensch-Umwelt-Beziehungen.
"Professionalisierung der Stadtentwicklung"
"Was heute schöne Altbauwohnungen sind, war damals Mittel zum Zweck: Es ging darum, schnell Raum für die vielen Menschen zu schaffen, die in die Stadt kamen", erzählt Keller. Eine zehnköpfige Familie hätte oft in zwei Zimmern gewohnt. Viele Wohnungen waren also massiv überbelegt, vor allem die in den Hinterhöfen schlecht geschnitten, mitunter dunkel und feucht. James Hobrecht scheiterte also zunächst mit seinen Ideen - zumindest teilweise.
Denn Judith Keller sagt: "Bei seinem Plan ging es auch um eine Professionalisierung der Stadtentwicklung." Und damit um eher administrative Fragen: Wie kann man den zunehmenden Verkehr führen, wie breit sollen Straßen sein und wie können Straßen und Häuser so gestaltet werden, dass die Feuerwehr auch durchkommt, wenn es mal brennt?
Vater der Hinterhöfe
Genau dieses Administrative aber sorgt bis heute dafür, dass Berlin an vielen Ecken so aussieht, wie es aussieht. So schrieb der Hobrechtplan maximal 22 Meter Länge einer Straße bis zur nächsten Kreuzung vor. Andere Gesetze gaben damals vor, dass ein Mietshaus nicht höher als die Breite der Straße sein darf, an der es sich befindet. Damit war eine Höhenbegrenzung für die neue Bebauung gesetzt - heute kennen wir sie als Berliner Traufhöhe.
Auch der typische Aufbau der heutigen Altbauten kam erst durch den Hobrecht-Plan zustande - und durch ein Gesetz, das vorschrieb, dass ein Mietshaus an einer Straße liegen musste. Beides sorgte für die heute so charakteristische Blockrandbebauung: Mit bürgerlichem Vorderhaus und den einfacher gehaltenen Seitenflügeln und Hinterhäusern. Hobrecht gilt deshalb auch als Vater der Berliner Hinterhöfe.
Entlassen, bevor Plan fertig war
Hobrecht legte sogar den Grundstein für die Mosaikpflasterung auf vielen Berliner Gehwegen. Und auch, dass Gewerbe und Wohnen nicht getrennt, sondern gemischt sein sollte, geht auf ihn zurück. Ohne Hobrecht hätte es die Kiez-Kneipe um die Ecke also wahrscheinlich nie gegeben.
Hätten Hobrechts Arbeitgeber das damals mal gewusst: Die entließen ihn nämlich am 15. Dezember 1861, noch bevor er sich den Details seines Plan widmen konnte.
Trotzdem trat der "Bebauungsplan für die Umgebungen Berlins" schließlich am 2. August 1862 in Kraft. Hobrecht starb 1902 in Berlin. Das, was sein Bauplan geschaffen hat, ist auch über 120 Jahre später noch gut im Stadtbild zu sehen.
Bremen: Deutlich weniger Geldautomaten in Niedersachsen gesprengt

Wenn Geldautomaten gesprengt werden, ist der Schaden oft immens. Aber die Kriminellen haben einen immer schwereren Stand. Wie das LKA den Trend erklärt.
Die Zahl der gesprengten Geldautomaten in Niedersachsen sinkt deutlich. Im laufenden Jahr gab es bis Anfang November sieben vollendete und zwei versuchte Sprengungen, wie das Landeskriminalamt (LKA) mitteilte. Im Gesamtjahr 2024 hatten Täter demnach noch 13 Geldautomaten gesprengt, in weiteren fünf Fällen war es versucht worden. 2023 gab es noch 39 Fälle, darunter zwölf Versuche.
Die Kriminellen nutzen bei den Taten hochgefährliche Sprengstoffe und richten schwere Schäden in den betroffenen Filialen an. Dabei ist die Gefahr groß, dass Menschen verletzt werden.
Täter verursachen Millionenschäden
Die Zahl der Sprengungen ist rückgängig, seit im Jahr 2022 ein Höchststand erreicht wurde. Damals waren im Gesamtjahr 40 vollendete Sprengungen und 28 Versuche gezählt worden. Zum dabei entstandenen Sachschaden wurden in Niedersachsen keine Zahlen mitgeteilt.
In ganz Deutschland lag der gesamte sogenannte Beuteschaden im Jahr 2023 nach früheren Angaben des Bundeskriminalamts bei 28,4 Millionen Euro. Neben den erfolgreichen Ermittlungsverfahren von Polizei und Justiz habe sich auch ausgewirkt, dass Banken und Sparkassen das Sicherheitsniveau an den Standorten der Geldautomaten erhöht hätten, teilte das LKA mit.
Fallzahlen seit 2022 jährlich halbiert
Eine Task Force wurde eingerichtet. Die Folge daraus war den Angaben zufolge, dass es gerade Anfang 2023 zu diversen Festnahmen auf frischer Tat kam. Zudem seien in Gerichtsverfahren hohe Haftstrafen verhängt worden. Laut Landeskriminalamt bewirkte all dies, dass sich die Fallzahlen in Niedersachsen seit 2022 jährlich halbiert haben.
Hessen: Nach Notruf: Patient in Uniklinik Gießen von Polizei erschossen

Ein Patient der Uniklinik Gießen ist von der Polizei erschossen worden. Klinikpersonal hatte den Notruf gewählt, als es sich bedroht fühlte.
Am zweiten Weihnachtstag wurde ein 33 Jahre alter Patient des Universitätsklinikums Gießen durch Polizeischüsse getötet. Wie die Staatsanwaltschaft Gießen und das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) am Freitag mitteilten, war bei der Polizei ein Notruf des Klinikpersonals eingegangen.
"Patient in psychischem Ausnahmezustand"
Dieses habe angegeben, dass es von einem Patienten mit einer Schere bedroht werde. Einsatzkräfte der Polizei trafen laut Mitteilung am Nachmittag auf den Patienten, der sich "in einem psychischen Ausnahmezustand befand".
Nach aktuellem Stand der Ermittlungen habe der Patient die Einsatzkräfte mit einer Schere angegriffen. Deshalb habe die Polizei geschossen. In welchem Bereich der Klinik der Einsatz stattfand, wurde nicht mitgeteilt.
Hintergründe und Ablauf des Einsatz werden ermittelt
Das HLKA habe die Ermittlungen übernommen. Dabei gehe es auch um die genauen Hintergründe und den Ablauf des Einsatzes.
"Aktuell werden Zeugen vernommen und Spuren am Tatort gesichert", hieß es von HLKA und Polizei. Die Leiche werde obduziert.
Kliniken reagieren mit Schutzkonzepten
Immer wieder berichten Ärztinnen, Ärzte, Pflegepersonal und Rettungskräfte über verbale und körperliche Angriffe durch Patienten oder deren Angehörige. Auch in Hessen haben inzwischen mehrere Kliniken Schutzmaßnahmen eingeführt: bauliche Anpassungen, technische Hilfsmittel oder Kooperationen mit der Polizei.
Am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) beispielsweise sind Deeskalationsschulungen und der zeitweise auch verstärkte Einsatz von Security-Mitarbeitern üblich. Hinzu kommen Fluchträume, Kameraüberwachung, Notsignalgeber und nur mit Code oder Schlüssel zu öffnende Notaufnahme-Zugänge.
Nordrhein-Westfalen: So schön ging am 2. Weihnachtstag die Sonne über NRW auf

Es ist eisigkalt, aber keine Wolke am Himmel. Bestes Wetter für Ausflüge am zweiten Weihnachtsfeiertag in ganz NRW. So schön war der Sonnenaufgang an der Hohensyburg in Dortmund. Einige waren schon früh auf, um die Ruhe und Schönheit zu genießen.
Die ersten Strahlen waren gegen 8.35 Uhr zu sehen - bei Minustemperaturen. Dann stieg die Sonne immer höher. Der rote Himmel wurde langsam blau.
Kalt ist es aber immer noch im Ruhrgebiet - und in ganz NRW. Wer rausgehen will, sollte sich warm anziehen. Die Temperaturen erreichen häufig 2 bis 5 Grad, im nördlichen und östlichen Westfalen -1 bis +1 Grad. Dazu weht ein schwacher bis mäßiger Nordost- bis Ostwind.
Am Nachmittag setzte sich das trockene und meist sonnige Winterwetter fort. Nur gelegentlich ziehen ein paar meist dünne Wolken über den Himmel.
Am Morgen haben wir Menschen getroffen, die extra früh unterwegs waren, um die Ruhe und Schönheit des morgendlichen Farbenspiels zu genießen:
Wer den Sonnenaufgang und das goldene Licht verpasst hat, kann noch auf einen schönen Sonnenuntergang hoffen. Der ist in NRW heute gegen 16.30 Uhr.
Wie wird das Wetter in NRW am Wochenende?
Der Samstag beginnt zunächst nahezu überall sonnig. Von Norden zieht aber hochnebelartige Bewölkung auf, die gegen Mittag Ruhr und Lippe erreicht und sich am Nachmittag noch etwas weiter ausbreitet. Durchweg sonnig bleibt es von der Eifel bis zum Siegerland. Die Höchstwerte liegen zwischen 1 und 6 Grad, am mildesten wird es auf den Höhen, in der Warburger Börde bleibt es mit -1 Grad am kältesten. Der Nordostwind lässt nach und weht noch schwach bis mäßig.
Vorsicht Blitzeis!
Es bleibt kalt in NRW. In den nächsten Tagen können in einigen Teilen von NRW die Straßen glatt sein. Durch feuchtere Luft und Hochnebel sei in der Nacht zu Samstag und Samstagfrüh im Münsterland und in Ostwestfalen mit Glätte zu rechnen, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Essen.
Wintereinbruch in NRW möglich
Die Gefahr, dass es auch nach dem Wochenende auf den Straßen in NRW glatt werden könnte ist hoch. Denn laut DWD deutet sich zum Jahreswechsel auch für NRW ein Wintereinbruch an. Mehr dazu hier:
Unsere Quellen:
Rheinland-Pfalz: Sonniger Zweiter Weihnachtstag in Rheinland-Pfalz - weiße Weihnachten bleiben aus

Weiße Weihnachten gab es dieses Jahr nicht - dafür blieb es auch am zweiten Feiertag kalt, aber überwiegend sonnig. Wie lange ist das letzte Weihnachten mit Schnee eigentlich her? Wir klären es auf.
Weiße Weihnachten - ein Weihnachtswunsch, den viele Menschen haben. Doch der Schnee blieb auch 2025 aus. Dafür gab es viel Sonne an den Feiertagen. An Heiligabend war es tagsüber noch recht trüb, aber in der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag lockerte die Bewölkung auf. Auch am ersten Weihnachtsfeiertag blieb es kalt und windig, aber auch verbreitet sonnig.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag blieb das Wetter ähnlich angenehm: viel Sonne, nur wenige Wolken und meist trocken bei Temperaturen bis etwa vier Grad. In den Bergen wehte weiterhin starker Wind, sonst blieb es ruhig. Bei Dauerfrost war es kalt. In der Nacht auf Samstag wird es klar und trocken, die Temperaturen sinken auf minus eins bis minus fünf Grad.
Am Wochenende milder mit etwas Regen
Am Samstag zeigt sich die Sonne noch häufig, die Höchstwerte liegen dann etwas milder bei drei bis sieben Grad. Am Nachmittag könnte es im Norden dann hochnebelartige Wolken geben. Niederschläge gibt es der Vorhersage nach weiterhin keine, die Temperaturen erreichen maximal ein bis fünf Grad. Erst in der Nacht zum Sonntag könnte es lokal ein wenig regnen - und dann auch glatt werden.
Wann gab es das letzte Mal Weiße Weihnacht in RLP?
"Leise rieselt der Schnee", "Let It Snow! Let It Snow! Let It Snow!" oder "White Christmas". Das Idealbild von Weihnachten ist für die meisten von uns hierzuland mit Schnee und Kälte verbunden. Drinnen knistert das Kaminfeuer, der geschmückte Weihnachtsbaum leuchtet - und draußen glitzert die weiße Winterlandschaft.
In Rheinland-Pfalz hat das letzte Mal im Jahr 2010 richtig viel Schnee gelegen - und zwar flächendeckend. Die Wetterstation Schneifelforsthaus meldete am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags 50 cm Schnee, Eppenrod auf 300 Meter Höhe 45 cm. In Trier lagen damals 24 cm der weißen Pracht. Und sogar in Worms gab es eine Schneedecke von 10 cm. Ähnlich sah es an Weihnachten 2001 und 1981 aus.
Welche Rolle spielt der Klimawandel für Weiße Weihnachten?
Doch der Klimawandel macht der Weißen Weihnacht zusehends einen Strich durch die Rechnung. Die Erderwärmung führe unweigerlich dazu, dass wir an den Weihnachtstagen seltener Schnee bekommen werden, sagt ARD-Wetterexperte Stefan Laps. Das belegen bereits die Zahlen: Nach dem Klimamittel von 1961 bis 1990 lag die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten bei uns im Bergland noch bei 66 Prozent - im Zeitraum 1991 bis 2020 nur noch bei 48 Prozent. Der Trend geht also nach unten, weiße Weihnachten werden seltener.
Es gebe aber noch einen anderen Aspekt zu berücksichtigen, so Laps: "Je wärmer die Atmosphäre wird, desto mehr Wasserdampf ist vorhanden. Wenn Niederschläge auftreten, können diese stärker und somit ergiebiger ausfallen als früher. Fällt so ein Niederschlagsereignis bei Temperaturen um 0 Grad zufällig auf die Weihnachtstage, dann können wir durchaus einzelne Feste mit Schneechaos durch erheblichen Neuschnee erleben." Laps' Fazit: "Weiße Weihnachten werden seltener, können im Einzelfall aber kräftiger ausfallen."
Social-Media-Beitrag auf Instagram
War Schnee an Weihnachten schon immer die Ausnahme?
Ja. Auch unabhängig vom Klimawandel traten weiße Weihnachten eher selten auf. Denn gerade um die Festtage herum herrscht häufig Tauwetter. Um den 24. Dezember herum kommt es laut Deutschem Wetterdienst etwas häufiger zu milden Temperaturen. Diese lassen Schnee wegtauen oder sorgen dafür, dass er gar nicht erst liegen bleibt.
Welche Wetterphänomene entscheiden bei uns über das Wetter an Weihnachten?
Darüber entscheidet ein komplexes Gefüge, sagt ARD-Wetterexperte Peter Schwarz. Inwiefern El Niño und La Niña für unser Wetter eine Rolle spielen, sei sehr umstritten.
Entscheidender sei da der Polarwirbel. So lange dieser lebendig sei und der Jetstream glatt verlaufe, damit die Tiefdruckgebiete wie an einer Perlenschnur über den Atlantik ziehen, gelange zu uns permanent milde Luft. Dann reiche es höchstens mal für Schnee in hohen Lagen - vorausgesetzt hinter einem Tief werde etwas kältere Luft eingeschleust.
Gebe es einen Split im Polarwirbel, werde die "Tiefdruckautobahn" unterbrochen. Dann könne der Weg frei werden für polare Kaltluft. Oder aber es gibt Hochdruck über Skandinavien und Tiefdruck über Südeuropa. Dies ist für uns eine der nachhaltigsten Winterwetterlagen - wenn auch nicht unbedingt die schneereichste.
Saarland: Mindestlohn steigt 2026: Was das für Minijobber bedeutet

Ab dem kommenden Jahr steigt der Mindestlohn an. Dadurch ändert sich auch die Grenze für Minijobs. Das hat unter anderem bei der Krankenversicherung Konsequenzen für Minijobberinnen und Minijobber.
Der Mindestlohn in Deutschland wird mit Beginn des neuen Jahres steigen. Das betrifft im Saarland bis zu 100.000 Personen. Sie bekommen mindestens einen Euro und acht Cent mehr: Bisher lag der Mindestlohn bei 12,82 Euro pro Stunde. Künftig sind es 13,90 Euro.
Aufpassen bei Krankenversicherung
Parallel dazu wird auch die Grenze für Minijobs angehoben. Doch Vorsicht: Wer jetzt knapp darüber liegt, könnte vom Midi- in den Minijob-Bereich abrutschen, warnt die Geschäftsführerin der Arbeitskammer des Saarlandes, Beatrice Zeiger: "In dem Moment verliert diese Person ihre Krankenversicherungsberechtigung und ist nicht mehr krankenversichert."
Personen, die das betrifft, müssten dann prüfen, ob sie sich über eine Familienversicherung versichern können, oder ob sie ein anderweitiges sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis haben und darüber krankenversichert sind.
Grenze für Minijob steigt
Derzeit sind Verdienste bis 556 Euro nicht sozialversicherungspflichtig. Ab dem neuen Jahr liegt die Grenze bei 603 Euro. Denjenigen, deren Verdienst derzeit als Midijob gewertet wird und das zukünftig in den Minijob-Bereich fallen wird, rät die Arbeitskammer, den Arbeitgeber zu bitten, die Stundenzahl zu erhöhen.
So könnte man über der Minijob-Grenze mit Krankenversicherung bleiben. Der umgekehrte Fall, von einem Minijob in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zu rutschen, droht nicht, erklärt Zeiger.
Was sich 2026 außerdem ändert:
Neben der Erhöhung des Mindestlohns stehen 2026 auch weitere Änderungen an:
Sachsen: Das Buch als Kunst: Leipziger Verlag belebt traditionelle Drucktechniken

In der Buchstadt Leipzig feiern traditionelle Drucktechniken ein Comeback. Zwei HGB-Absolventen haben in einem Hinterhof der Stadt den Staffel Verlag für originalgrafische Bücher gegründet. Bei ihren Projekten setzen sie auf die Kollaboration zwischen experimentierfreudigen Künstlerinnen und Künstlern. So entstehen echte Kostbarkeiten.
- Der Staffel Verlag hat seinen Sitz in einem Hinterhof im Leipziger Westen.
- Die Druckgrafik diente in der Renaissance der Verbreitung von Kunstwerken, ähnlich dem heutigen Instagram.
- Der Staffel Verlag liebt das Experiment und das Spiel mit Herausforderungen.
Die Buchstadt Leipzig war einst ein Zentrum der sogenannten "Schwarzen Kunst". Unter diesem Begriff werden traditionell die künstlerischen und handwerklichen Techniken zusammengefasst, die mit (schwarzer) Druckfarbe arbeiten. Handsatz mit Bleilettern zum Beispiel, aber auch Drucktechniken, wie Radierung, Lithografie oder Holzschnitt.
Für die industrielle Buch-Herstellung inzwischen nicht mehr relevant, entdecken vor allem junge Künstlerinnen und Künstler die traditionellen Drucktechniken für sich – auf den Geschmack gebracht etwa durch ein Studium an der renommierten Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Zwei Absolventen dieser Hochschule haben nun sogar einen eigenen Verlag für originalgrafische Bücher und Mappen gegründet: den Staffel Verlag.
Hinterhof in Leipzig als Verlagssitz
In einem unscheinbaren Gebäude in einem Hinterhof im Leipziger Westen herrscht anregende Arbeitsatmosphäre: überall bemalte Leinwände, Farben, allerlei Werkzeuge. Dazwischen: stapelweise Bücher und Mappen, aufwändig gebunden, mit vielfarbig leuchtenden Bezugsstoffen und -papieren.
Der kleine Raum ist Atelier und Verlagssitz in einem. Leon Friedrichs, bildender Künstler und Entrepreneur, steht inmitten dieser Herrlichkeit. "Staffel als Konzept heißt kollaborative Originalgrafik" erläutert er die Idee des Staffel Verlags, "und kollaborativ heißt, jeder adaptiert eine fremde Zeichnung."
Originalgrafische Drucktechniken, das sind etwa Holzschnitt, Radierung, Lithografie aber auch der Handsatz, bei dem Texte mit beweglichen Bleilettern in Handarbeit gesetzt werden. "Als Grafiker oder Grafikerin hast du ja normalerweise deinen eigenen Entwurf und überträgst ihn auf deine Platte", erklärt Friedrichs. Viele Künstler arbeiteten auch direkt auf den Druckstock, ohne eine Vorzeichnung anzufertigen. "Und wir dachten uns: Mensch, das kann man ja aufteilen." erzählt der Meisterschüler schmunzelnd.
Druckgrafik – das Instagram der Renaissance
Dass Grafiken nach fremden Vorlagen entstehen, ist in Wirklichkeit eine sehr alte Praxis. In Zeiten, als es weder Bildbände noch Instagram gab, ließen Maler Kupferstiche oder Holzschnitte von ihren Gemälden anfertigen, um ihrer Kunst Sichtbarkeit zu verleihen. So fungierten die Holzstiche von Renaissancekünstlern wie Dürer oder Tizian auch als eine Art Werbematerial.
"Tizian ist ein Extrembeispiel", erzählt Leon Friedrichs. "Der hat seine Formschneider ins Atelier geführt, hat ihnen irgendeine große Malerei gezeigt und so was gesagt wie: "So, nur halt in Schwarz-Weiß. Naja, weißt schon, mach mal!" Friedrichs erkennt darin eine riesige Übersetzungsleistung. "Das sind nach heutigem Verständnis ja eigentlich eigenständige Kunstwerke", meint er.
Auf Grundlage dieses Gedankens gründeten Leon Friedrichs und sein Malerkollege Felix Lorenz 2023 den Staffel Verlag. Beide studierten damals Malerei an der Leipziger HGB.
Haben sich die beiden auf ein Thema geeinigt, laden sie Künstlerinnen und Künstler ein, sich mit einer Bildidee zu beteiligen. Die Vorlage dafür bekommt dann einer der anderen Teilnehmenden per Zufallsprinzip zugeteilt und erstellt daraus nach eigenen Vorstellungen eine Druckgrafik.
Staffel Verlag spielt mit Herausforderungen
Diese Versuchsanordnung werde immer gern zum Anlass für Spielereien genommen. Etwa, indem Zeichnungen eingereicht würden, die für eine Umsetzung in Druckgrafik nicht geeignet seien. "Zum Beispiel fein ziselierte Graustufen für Holzschnitt, was natürlich so eine Bam!-in-your-face-Schwarz-Weiß-Technik ist.", freut sich der Verleger. "Wir haben mal Fotografien als Vorlage gehabt für Holzschnitt, wir haben Malerei bekommen als Vorlage. Wir warten noch auf eine Skulptur. Also es werden von vornherein Hürden gelegt, weil man ja mal gucken kann, was dabei rauskommt."
Um den Spaß am Experiment noch zu steigern, achten er und sein Kompagnon auf möglichst unterschiedliche Bildsprachen unter den Teilnehmenden. Ungegenständliche Kunst etwa – im Kontrast zu realistischen Positionen.
"Wir haben ja eigentlich in jedem Bild mindestens zwei Handschriften, die sich mischen. Das heißt, irgendeine Reibung, irgendeine Art von Bild, die in keinem Einzelatelier so entstehen könnte", erklärt Friedrichs.
Seltene Originale und Limited Editions
Neben diesen Projekten hat der Staffel Verlag auch Bücher in originalgrafischen Techniken im Programm, die in Eigenproduktion von Künstlerinnen und Künstlern entstehen. So bekommen diese kostbaren Nischenprodukte mehr Sichtbarkeit und der Verlag profiliert sich als Heimat für zeitgenössische Buchkunst.
Weil jede Grafik, jede Buchseite von Hand gesetzt und gedruckt wird, entstehen pro Werk immer nur wenige Exemplare. Das hat seinen Preis: zwischen 50 und 1.000 Euro muss man für ein Buch oder Mappenwerk ausgeben – nennt dann aber auch einen ganzen Schwung signierter Originalgrafiken sein Eigen. Reich werden dabei aber weder Verleger noch Künstlerinnen und Künstler. Immerhin können auf diese Weise die Kosten für die nächsten Produktionen gedeckt werden und ab und zu auch die Standgebühr bei einer kleinen Fachmesse.
Kooperation mit jungen Literatinnen und Literaten geplant
Ideen für Projekte gibt es viele. Für die Mappe "Konklave" schlossen sich die Beteiligten für einen Tag in der Holzschnittwerkstatt der HGB ein. Das Buch "Stadt Land Fluss" entstand hingegen beim Herumstromern an unterschiedlichen Orten in und um Leipzig.
Gerade ist die neue Grafikmappe in Arbeit, die enthält, was den Künstlerinnen und Künstlern zum Thema Treppenhaus eingefallen ist. "Wir wollen das Buch oder die Mappe machen, die komplett auf einer Zugfahrt gedruckt wird, so der Nachfolger zum Konklave. Ob wir mit Presse einsteigen oder nicht, das wissen wir noch nicht. Da sind noch Details in der Logistik zu klären," erwidert Leon Friedrichs, wenn man ihn nach seinen Zukunftsträumen fragt.
Auch eine Heftreihe mit zeitgenössischer Literatur sei in Planung. Schließlich befindet sich das Deutsche Literaturinstitut Leipzig (DLL), direkt gegenüber der Hochschule für Grafik und Buchkunst. "Wir habe da jede Menge Leute, die sagen, Mensch, na klar schreibe ich euch was."
Wenn man Leon Friedrichs zuhört, während er ein Buch, ein grafisches Blatt nach dem anderen ausbreitet, hat man keinen Zweifel, dass das funktionieren wird.
Sachsen-Anhalt: Elbeschwimmhalle in Magdeburg teilweise gesperrt

Wegen eines auffälligen Messwertes an der Dachkonstruktion ist das große Schwimmerbecken der Elbeschwimmhalle in Magdeburg derzeit nicht nutzbar. Die Stadt hat das Becken vorsorglich gesperrt, um mögliche statische Risiken auszuschließen. Sauna und Nichtschwimmerbecken bleiben weiter geöffnet.
In Magdeburg ist in der Elbeschwimmhalle das große Schwimmerbecken vorerst gesperrt worden. Wie die Stadt Magdeburg mitteilte, wurde bei einer turnusmäßigen Überprüfung der Dachkonstruktion ein auffälliger Messwert festgestellt. Betroffen ist ein sogenannter Dachbinder. Um mögliche statische Probleme auszuschließen, bleibt das 50-Meter-Becken präventiv außer Betrieb. Das Nichtschwimmerbecken sowie der Saunabereich können weiterhin genutzt werden.
Weitere Prüfungen im Januar geplant
Nach Angaben der Stadt sollen in der zweiten Januarwoche weitere Prüfungen und Tests erfolgen. Hintergrund sei auch die aktuelle Witterung: Schnee und starker Frost könnten zusätzliche Belastungen für die Konstruktion darstellen. Erst nach Abschluss der Untersuchungen und Auswertung der Ergebnisse könne über eine Wiederfreigabe entschieden werden.
Trainingsstätte für Spitzensportler
Die Stadt prüft derzeit zudem alternative Schwimmzeiten in anderen Magdeburger Schwimmhallen. Diese sollen voraussichtlich noch veröffentlicht werden. Die Stadtverwaltung bittet um Verständnis für die Einschränkungen, die aus Sicherheitsgründen notwendig seien.
Die Elbeschwimmhalle wurde in den 1960er-Jahren errichtet und Anfang der 2000er-Jahre grundlegend saniert. Sie dient unter anderem als Trainingsstätte für Spitzensportler des SC Magdeburg.
Thüringen: Toter Mann in Erfurt aufgefunden

Passanten fanden am zweiten Weihnachtsfeiertag einen toten Mann mit Gesichtsverletzungen in der Erfurter Vilnius-Passage. Die Polizei ermittelt.
Im Erfurter Stadtteil Rieth ist am zweiten Weihnachtsfeiertag ein Toter gefunden worden. Nach Angaben der Polizei lag der Mann im Bereich eines Nebengebäudes der Vilnius-Passage.
Verletzungen im Gesicht
Er habe Verletzungen im Gesicht aufgewiesen, sagte ein Polizeisprecher. Ob diese Verletzungen durch einen Sturz verursacht wurden oder durch Gewalteinwirkung, müsse eine Obduktion klären.
Passanten entdeckten Leiche
Passanten hatten die Leiche am Morgen gegen 10 Uhr entdeckt, die Polizei sperrte den Bereich ab. Zum Alter des Toten konnten die Beamten noch keine Angaben machen. Die Ermittlungen laufen.
Hamburg: Schon wieder: Unbekannte stehlen Statue vor Hamburger Schule

Schon wieder ist von einem Hamburger Schulhof eine Bronzestatue entwendet worden. Diesmal handelt es sich um eine Statue von Johann Wolfgang von Goethe, die am Goethe-Gymnasium in Hamburg-Lurup stand.
Dass das Denkmal weg ist, entdeckte die Schulleitung am ersten Weihnachtstag. Doch die Tat liegt möglicherweise schon neun Tage zurück, sagte ein Sprecher der Polizei zu NDR 90,3. Es ist bereits die zweite Bronzefigur, die während der Weihnachtsferien von einem Hamburger Schulhof gestohlen wurde.
Diebstahl von Statuen: Zusammenhang nicht bestätigt
Am Albrecht-Thaer-Gymnasium in Hamburg-Stellingen hatten Diebe eine Statue des deutschen Bildhauers Gustav Seitz entwendet. Dieses Denkmal war Generationen von Schülerinnen und Schülern vertraut. Ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Diebstählen besteht, ermittelt die Polizei derzeit. Sie bittet um Hinweise zum Verbleib der beiden Kunstwerke.
Mecklenburg-Vorpommern: Anklam: Fritz-Reuter-Ensemble beendet erfolgreiche Saison

Mehr als 2.500 Besucher haben die diesjährige Winterrevue gesehen. Für die Darsteller ist das ein Kraftakt.
Am Theater in Anklam (Landkreis Vorpommern-Greifswald) zeigt das Fritz-Reuter-Ensemble am Sonntagnachmittag die letzte Aufführung ihrer Wintershow. Unter dem Titel "Traumwelten" haben die Kinder und Jugendlichen des Ensembles eine Revue mit Tanz, Akrobatik und Schauspiel gezeigt. Die 14 Vorstellungen waren fast immer ausverklauft, sagt der künstlerischen Leiter, Torsten Wiedemann. Zehn Termine gab es am Vormittag für Schulklassen. Die Kinder sind dafür extra vom Unterricht befreit gewesen. 120 Kinder und Jugendliche wirken zur Zeit im Fritz-Reuter-Ensemble Anklam mit - verteilt auf zehn Trainingsgruppen.
Unterstützung reicht nicht aus
Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen wäre das Pensum nicht zu schaffen, betont Wiedemann. Im Sommer ist das komplette Ensemble mit einer Sommerrevue durch die Region getourt. 13 Mal sind sie mit der Show "Kein Tag wie der andere" aufgetreten - zum Beispiel beim Fischerfest in Greifswald. Spielorte für die Sommershows zu finden, werde immer schwieriger, sagt Torsten Wiedemann. Auf die Einnahmen ist der Verein aber angewiesen. Das Land und der Landkreis Vorpommern-Greifswald fördern die Arbeit des Fritz-Reuter-Ensembles, das reicht aber nicht, um alle Kosten zu decken. Das Fritz-Reuter-Ensemble hat aktuell um die 160 Mitglieder.
Niedersachsen: Waggons entgleist: Bahnstrecke bei Elze bis Anfang Februar gesperrt

Der Regionalverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Hannover und Göttingen bleibt länger als bisher angenommen eingeschränkt. Die Reparatur der Gleisanlage bei Elze zieht sich laut Metronom bis mindestens Anfang Februar.
Die Anfang der Woche entgleisten Güterzug-Waggons hätten umfangreiche Schäden an Gleisen, Signalen und Oberleitungen hinterlassen, teilte der private Bahnanbieter am zweiten Weihnachtstag mit. Bisher waren Experten davon ausgegangen, dass der Abschnitt Anfang Januar repariert sein wird. Das Infrastrukturunternehmen DB Infrago lässt die Schäden derzeit im Detail begutachten. "Wie lange die Instandsetzungsarbeiten konkret dauern werden, lässt sich erst nach Abschluss der Schadensbegutachtung prognostizieren", sagte eine Bahn-Sprecherin am Freitag auf Nachfrage des NDR Niedersachsen.
Aktuelle Reisemöglichkeiten von Hannover nach Göttingen
- ab Hannover Hauptbahnhof alle zwei Stunden mit dem Metronom RE2 über Sarstedt nach Nordstemmen, dort weiter mit dem Bus über Elze nach Banteln
- ab Hannover Hauptbahnhof stündlich mit der S4 über Bismarckstraße, Messe/Laatzen, Rethen (Leine) und Sarstedt nach Barnten, dort weiter mit dem Bus über Nordstemmen und Elze nach Banteln
- von Banteln aus stündlich mit dem RE2 weiter nach Göttingen, mit allen planmäßigen Halten
Aktuelle Reisemöglichkeiten von Göttingen nach Hannover
- von Göttingen Hauptbahnhof stündlich mit dem Metronom RE2 nach Banteln - mit allen planmäßigen Halten -, dann weiter mit dem Bus über Elze bis Nordstemmen, dort Umstieg in den alle zwei Stunden fahrenden RE2 über Sarstedt nach Hannover Hauptbahnhof
- von Göttingen Hauptbahnhof bis Barnten: Umstieg in die stündlich fahrende S-Bahn-Linie S4 nach Hannover Hauptbahnhof mit Halt in Sarstedt, Rethen (Leine), Messe/Laatzen und Bismarckstraße
Reisende müssen mit längeren Fahrzeiten rechnen
Metronom zufolge kann es nicht nur auf der betroffenen Strecke, sondern auch auf der Strecke Hamburg-Hannover zu "einzelnen Verspätungen" kommen. Reisende sollen sich vor Fahrtantritt per Website, App oder WhatsApp über die aktuelle Lage informieren. Metronom weist darauf hin, dass es durch geänderte Zugnummern in den elektronischen Fahrplanauskünften zu Anzeigefehlern kommen kann. Der Fernverkehr der Deutschen Bahn ist von dem Unfall nicht betroffen.
Waggons entgleist: Bundespolizei untersucht Unfallursache
Der Unfall hatte sich am Dienstagmittag ereignet. Laut Bundespolizei war ein Waggon eines Güterzuges aus den Gleisen gesprungen. Kurz darauf seien dann weitere Waggons entgleist und umgekippt. Auf einer Strecke von vier Kilometern wurden dadurch Betonschwellen beschädigt und auch ein Strommast wurde mitgerissen. Ein entgegenkommender Güterzug wurde den Angaben zufolge leicht beschädigt - verletzt wurde niemand. Der zweite Zug sei - im Gegensatz zu früheren Angaben - nicht entgleist, hieß es von der Bundespolizei. Die Unfallursache werde nun untersucht.
Schleswig-Holstein: Überschlagen und im Graben gelandet: Verkehrsunfall auf Amrum

Die Fahrerin wurde leicht verletzt ins Krankenhaus geflogen. Die Unfallursache ist noch nicht bekannt.
Auf Amrum hat es am Freitagvormittag einen Verkehrsunfall gegeben. Laut Rettungsleitstelle hatte sich dort um kurz vor 11 Uhr auf der Inselstraße ein Auto überschlagen und war im Graben gelandet. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist noch unklar. Die Fahrerin musste leicht verletzt mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus nach Heide (Kreis Dithmarschen) geflogen werden. Die Landstraße 215 war laut Leitstelle für die Bergungsarbeiten etwa eine Stunde lang gesperrt.

